
Miradsch-Nacht
17. Februar 2023 26. Redscheb 1444
Verehrte Muslime!
Heute abend beginnt die 27. Nacht des Monats Redscheb. In dieser besagten Nacht gedenken wir an die Miradsch, an die universelle Nachtreise unseres Propheten. Daher ist das Thema unserer Hutbe das Wunder Miradsch.
Miradsch bedeutet wörtlich „Leiter“. In der islamischen Terminologie bezeichnet es das spezielle Ereignis, das in einer sehr kurzen Zeitspanne nachts stattfand und in der unser Prophet (s.a.w.) von der Harem esch-Scherif, also von der Ka’ba, zur Mesdschid el-Aqsa in Jerusalem gebracht wurde, von dort aus die sieben Himmel durchquerte bis er Sidrat al-Munteha (den äußersten Sidr-Baum) erreichte und danach von Angesicht zu Angesicht mit der Gegenwart Allah Te’alas, fern von Zeit und Raum, beehrt und wieder zurückgebracht wurde.
Das Miradsch-Ereignis ist eines der großen Wunder unseres Propheten. In der Ayet, die ich zu Beginn meiner Hutbe vorgetragen habe, erklärt Allah der Allmächtige dieses Ereignis wie folgt: „Preis sei Dem, Der Seinen Diener (Muhammed) nachts von der Mesdschid el-haram (der heiligen Gebetsstätte) zu der Mesdschid el-Aqsa (der äußersten Gebetsstätte), deren Umgebung Wir gesegnet haben, reisen ließ, auf dass Wir ihm von unseren Zeichen zeigen. Gewiss, Er ist der Allhörende, der Allsehende.“ (Sure Isra, 17:1)
Liebe Muslime!
Der Miradsch ereignete sich eineinhalb Jahre vor der Hidschra in der 27. Nacht des Redscheb. Im ersten Reiseabschnitt wurde unser Prophet (s.a.w.) mit einem Reittier, genannt Buraq, von Mesdschid el-Haram nach Mesdschid el-Aqsa gebracht. Im zweiten Abschnitt wurde er mit dem Miradsch, vergleichbar mit einem Aufzug, von Mesdschid el-Aqsa nach Sidrat el-Münteha, das am Ende der Arschu-Ala (dem höchsten Thron) liegt, befördert. Von dort aus wurde er mit dem Refref in die Gegenwart Allah Te’alas emporgehoben.
Angekommen in Gegenwart Allah Te’alas lobte er Ihn mit Worten: „Ettehiyyatu lillahi wessalawatu wettayyibat”, was soviel bedeutet wie „alle gottesdienstlichen Handlungen, seien sie mit der Zunge, körperlich oder materiell erbracht, gebühren Allah.” Allah der Erhabene erwiderte: „Esselamu alayke eyyuhennebiyyu werahmatullahi webarakatuhu.”, „O mein Gesandeter, möge Allahs Selam, Seine Barmherzigkeit und Sein Segen auf dir sein.” Darauf entgegnete unser Prophet (s.a.w.): „Esselamu aleyna wa ala ibadillahis-salihin”, „Der Selam (Friede) sei mit uns und den rechtschaffenen Dienern Allahs.” und schloss somit die anderen Propheten und seine Umma in den Friedensgruß ein.
Während in der Miradsch-Nacht tags und nachts fünfzig Gebetszeiten für die Umma unseres Propheten vorgesehen war, wurden diese auf wiederholte Bitten von Rasulullah als Geschenk auf fünf reduziert.
Abdullah Ibn Mes’ud (r.a.) sagte: „(In der Miradsch-Nacht) wurden Rasulullah (s.a.w.) drei Dinge gegeben: Das fünfmal tägliche Gebet, die letzten beiden Ayets der Sure al-Baqara (Amenarrasulu…), und (die frohe Botschaft), dass die großen Sünden derjenigen, die Allah keine Partner beigesellen, vergeben werden. (Muslim, Iman, 173)
Unser Prophet (s.a.w.) hat auf seiner Reise in jedem Himmel mit einem Propheten gesprochen. Bei seiner Rückreise sah er die Dschennet mit all ihren Stufen und den Dschehennem mit all seinen Abstufungen. Am Morgen jener Nacht ging er in die Moschee und berichtete den Quraischiten alles um den Miradsch. Die Polytheisten verleugneten ihn und einige Muslime, die schwach im Glauben waren, wandten sich weg vom Islam. Hazret Abu Bakr (r.a.) jedoch bestätigte ihn ohne zu zögern, als er davon erfuhr. Deshalb wurde ihm der Titel Siddiq verliehen, was soviel bedeutet wie der überaus Wahrhaftige.
Liebe Muslime!
Wir sollten versuchen, diese Nacht möglichst mit Ibadat zu begehen. Lasst uns insbesonders für die Erdbebenopfer beten. Das Hadschet-Gebet mit zwölf Rekats nach dem Ischa-Gebet in der Miradsch-Nacht sowie vier Rekats Nafile-Gebet zwischen dem Mittags- und Nachmittagsgebet morgen könnt ihr in unseren Kalendern nachlesen. Darüber hinaus wird empfohlen, am Miradsch-Tag, also Morgen zu fasten. Am 21. Februar beginnt Schaban Scherif, der zweite der drei Monate. Während wir die Miradsch-Nacht begehen, sollten wir auch auf den Schaban Scherif vorbereitet sein.